Bildungsmythen – Irrtümer über das Lernen –

Folge 4: „Stures Üben bringt nichts!“

Seit über 60 Jahren ist „auswendig Lernen“ und „stupides Wiederholen“ verpönt. Gerade als Suggestopäde steht ja das aus den Teilnehmern / Schülern heraus, selbständige Lernen im Vordergrund. Aber Achtung – eine einseitige Sichtweise ist auch hier nicht angezeigt. Schauen wir uns doch die Sachverhalte an, die uns die moderne Gehirnforschung und die Erfahrungsschätze vieler Pädagogen, Trainer und Lehrenden zu dieser Frage sagen.

Auf alle Fälle stehen sich die beiden „Lager“ stures Üben und verstehendes Lernen nicht konträr gegenüber. Vielmehr ergänzen sie sich.

Natürlich muss der Schüler / die Schülerin erfasst haben (= verstanden, wobei die Vorsilbe ‚ver‘ nicht unbedingt etwas positives ausdrückt; verfahren bedeutet, den falschen Weg zu nehmen, wie kann dass verstehen was positiv sein?) was die Rechenoperation Multiplikation bedeutet.

Ich erinnere mich bei diesem Sachverhalt an eine CBT Seminar mit Vera F. Birkenbihl. Dort erläuterte sie, dass wir zwar das Klavierspielen, die Noten und Zusammenhänge erkennen und begreifen, Virtuosität entsteht allerdings erst beim Üben.
Auch innerhalb der Arbeitsforschung begegnen wir solchen Erkenntnissen. So wissen wir, dass eine Dauerleitung nur durch entsprechend vorgelagerte Übungszeiten möglich ist. Wozu soll denn eine Einarbeitungszeit sonst dienen?

Wir müssen also Zeit und Energie aufwenden, um eine bestimmte Fertigkeit zu erreichen. Dabei gibt es von Individuum zu Individuum Unterscheide, was die „Lerngeschwindigkeit“ anbetrifft. Manche dürfen halt ein wenig mehr Üben als andere.

Übung gibt auch Sicherheit wie z. B. bei Autofahren. Diese Sicherheit wiederum ermöglicht es uns, uns auch noch auf andere Dinge zu konzentrieren. Evtl. meinen manche, dass dies das berüchtigte „Multi-Tasking“ ist.

Also, wenn Sie mal wieder was richtig gut können wollen, so bitte Üben, Üben, Üben…. .

Matthias C. J. Dannhorn