Einfach mal eine Pause einlegen

Sicherlich geht es Ihnen genauso wie mir – die IT Medien sind während des Arbeitstages und darüber hinaus all gegenwärtig! Überall Menschen, die an ihren Handys werkeln, der ständige „Wunsch“, das E-Maikonto auf dem aktuellen Stand zu haben, und dann noch die Feeds, Tweets . !

Vor Kurzem habe ich in einem Radiointerview gehört, dass ein „internetaffiner, junger Mann“ Facebook 3 bis 5 mal am Tag „nutzt“?!

Da fragt man sich, ist es überhaupt möglich, eine Pause einzulegen?

Frank Schirrmacher hat in seinem Buch „Payback“ von dieser Flut an Informationen geschrieben (hier geht es zur Buchrezension) und gibt dabei zu: „Mein Gehirn kommt nicht mehr mit!“

Ich möchte hier nicht von Computersucht sprechen. Trotzdem frage ich mich als selbständiger Mensch, ob es nicht auch Möglichkeiten gibt, im Informationszeitalter auch ganz bewusst mal eine Pause einzulegen? Gibt es! Nehmen Sie sich einfach vor, die nächsten drei Stunden den Computer aus zu schalten.

Klingt komisch – ist aber möglich und verleiht einem ein Gefühl von Kraft und Stärke. Wir sind nicht ausgeliefert – nein, wir können mit den uns bekannten und ein geübten Instrumenten etwas für uns tun.

Die drei Stunden ohne Computer sind nicht verloren! Erstens habe ich diese Zeit ja in mein Tagesplan einfügt. Zweitens habe ich erfahren, dass in dieser Zeit ganz plötzlich wieder ein Gespräch mit einem Kollegen entsteht, neue Gedanken zu Projekten klar werden und Ideen einen geistigen Raum haben um sich zu entwickeln. Wenn ich jetzt noch die computerfreie Zeit mit meinen Kollegen abstimme und diese zum gleichen Zeitpunkt ihre Verbindungen bewusst „kappen“, so wird diese frei werdenden Energie noch verstärkt.

Nicht nur ich habe solche guten Erfahrungen gemacht. Auch befreundete Unternehmen aus dem Mittelstand sind schon auf diese Verfahrensweise gekommen. So gibt es in meinem näheren Umkreis ein Industrieunternehmen, dass seinen Mitarbeitern am Freitag jeder Woche eine E-Mail freie „Zone“ eingerichtet/verordnet hat. Also werden am Freitag jeder Woche keine E-Mails mehr gelesen und geschrieben, schon gleich gar nicht diese internen Mails über den nächsten Termin in der Kantine!

Sie mögen fragen, ob sich das Unternehmen das leisten kann. Es ist international tätig und natürlich entsprechend vernetzt. Allen Befürchtungen zum Trotz – es gab bisher deswegen noch keinen Umsatzeinbruch, keine Beschwerden von Partnern wegen der Unerreichbarkeit über diesen Kanal am Freitag. Da staunt man nicht schlecht! Besonders interessant war es, dass in diesem Unternehmen das Betriebsklima plötzlich positiv an stieg. Die Mitarbeiter empfanden es als äußerst produktiv, an diesem Tag mal wieder dialogorientierte Kommunikation mit ihre Kollegen pflege zu können. Es entstanden spontan Gesprächskreise, in denen besonders effektiv über die anstehenden Aufgaben gesprochen wurde – face to face. Und aus der Gehirnforschung wissen wir, dass ausschließlich in der persönlichen Begegnung bestimmte euphorisierende Botenstoffe in unserem Gehirn ausgeschüttet werden. Man könne auch daraus schließen, dass die nonverbale Kommunikation über E-Mail oder andere, digitale Kanäle, in jedem Fall defizitär ist.

Wir müssen nicht glauben, dass dies eine Ausnahme ist? Auch Globalplayer wie google sind mit diesen Mechanismen vertraut! Darüber hinaus legen Objekteinrichter und Architekten in der Zwischenzeit wieder viel Wert auf „Begegnungsinseln“ bei der Planung von Büroeinrichtungen. Das kann eine Sitzgruppe sein, eine modern integrierte Kaffeebar oder ein extra Raum ohne Netzanschluss.

Also – wecken Sie Ihre Kreativitäts-Geister, machen Sie sich wieder ein Stück unabhängiger. Erfreuen Sie sich an den wiederbelebten neuen/alten Kommunikationswegen. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie merken, dass Sie Ihre Potentiale besser nutzen. Es gibt so viele Ansätze und entsprechende Anregungen. Lassen Sie sich nicht unreflektiert von den anderen „steuern“?! Denken Sie auch mal daran, Arbeit am Computer aus Ihrem Berufsumfeld nicht mit nach Hause zu nehmen und dort – womöglich noch unbezahlt – weiter zu arbeiten. Ihre Kinder, Ihre Partner/Partnerinnen werden es Ihnen auf alle Fälle danken.

Matthias C. J. Dannhorn