Meister sind Spitze!

Seit Jahren engagiere ich mich in der Ausbildung der Industriemeister Digital- und Printmedien, sowie bei den Medienfachwirten.

Diese Qualifizierung mit Meisterstatus bringt den Teilnehmern und Teilnehmerinnen erhebliche Vorteile für ihre berufliche Zukunft. Sie immunisiert gegen Arbeitsplatzverlust, sichert Einkommen und eröffnet neue Perspektiven.

Die Erlangung eines Meistertitels ist in Deutschland traditionell verankert. Auch über die Grenzen hinaus sind diese Qualifizierungen sehr angesehen. Leider werden die Meister nicht immer so gewürdigt, wie es ihnen zu stünde. Eine akademische Ausbildung scheint populärer zu sein?

Um hier entsprechend dagegen zu halten, veröffentlichen wir einen Artikel von Herrn Dr. Friedhelm Rudorf. Herr Dr. Rudorf ist Geschäftsführer der DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung – Organisation zur Förderung der IHK-Weiterbildung mbH (Link zum DIHK).

Herr Dr. Rudorf hat in der letzten Ausgabe des Prüfer-Newsletters den folgenden Kommentar veröffentlicht und geht darin auf die Differenzierung zwischen Berufsabschlüssen mit Meisterstatus und auf den pauschalen Ruf nach Akademikern ein.

Wir danken Herr Dr. Rudorf für die Freigabe zur Veröffentlichung und unterstreichen seine Aussagen bewusst.

Matthias C. J. Dannhorn
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Meister sind Spitze!

Nicht immer sind die vielen Pressemeldungen, die zu Bildungsthemen verbreitet werden, spannend oder erhellend. Manchmal gibt es aber solche Lichtblicke, z. B. als sich zuletzt zufällig zwei Meldungen unterschiedlicher Institutionen in zeitnahem Abstand kreuzten.

So berichtete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am 22.09.2010, dass sich für Absolventen, die nach einer Lehre eine Ausbildung zum Meister oder Techniker machen, der zusätzliche Abschluss im Schnitt mit einer Rendite von 8,3 Prozent auszahle. Bei Akademikern betrage die Bildungsrendite 7,5 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote der Meister und Techniker liege unter der von Frauen und Männern mit akademischen Abschlüssen.

Daraus schloss das IW, dass der immer häufiger ertönende Ruf – z. B. der OECD – nach mehr Akademikern zu kurz greife, weil Meister und Techniker auf dem deutschen Arbeitsmarkt gefragt und von den Unternehmen entsprechend honoriert werden.

Nur wenige Tage später meldete das Wissenschaftsministerium in NRW, dass trotz steigender Studienanfängerzahlen sich immer noch zu wenige in Nordrhein-Westfalen für ein Studium entschieden. Angesichts des Fachkräftemangels könne sich das Land den Verzicht auf viele Begabungen nicht länger leisten.

Letztere Meldung kommentierte einen Tag später der Journalist Jürgen Kaube in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit der Frage, „was denn die meisten Absolventen mit Hochschulreife stattdessen tun, wenn sie nicht studieren. Vielleicht“, so Kaube, „tragen sie ja durch Aufnahme einer Lehre gerade zur Linderung des Fachkräftemangels bei.“

Der pauschale Ruf nach mehr Akademikern wirft ein Schlaglicht darauf, welcher Wert den beruflichen Weiterbildungsanschlüssen in Deutschland im Vergleich zu akademischen „Weihen“ beigemessen wird. Dazu Jürgen Kaube noch einmal an gleicher Stelle: „Wo kommt eigentlich die impertinente Haltung her, mit der in diesem Land so manches magistrierte oder diplomierte oder doktorierte Personal über Leute spricht, die eine nichtakademische Berufsausbildung anstreben? Welche Art von Fehler begeht denn jemand, der, anstatt mit zweihundert anderen in einer Grundvorlesung über Mittelhochdeutsch, Strafrecht, Kunstgeschichte oder Controlling zu sitzen, lieber in einem Betrieb lernt, wie man eine Uhr herstellt oder kocht?“

Manchmal sind Pressemeldungen zu Bildungsthemen also doch erhellend und spannend, vor allem, wenn Journalisten dazu die richtigen Analysen und Fragen liefern. So informiert, kann man den nächsten Statistiken und Berichten zum Akademikermangel in Deutschland etwas aufgeklärter und gelassener entgegensehen.

Autor: Dr. Friedhelm Rudorf, Geschäftsführer DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung – Organisation zur Förderung der IHK-Weiterbildung mbH
erschienen im Newsletter-Prüfer, Ausgabe Winter 2010
Bild- und Textfreigabe durch Herr Dr. Friedhelm Rudorf