Soziale Kompetenzen erwünscht!

Erwartungen der Unternehmen an Hochschulabsolventen. Persönliche Kompetenzen und praktische Erfahrungen sind oft ausschlaggebend dafür, ob ein Absolvent eingestellt wird oder nicht. Fachwissen wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Das belegt die aktuelle DIHK-Umfrage. Sie basiert auf rund 2.200 Unternehmensantworten.

Etwa 300.000 Personen schließen jedes Jahr in Deutschland ihr Studium erfolgreich ab. Der Großteil davon bewirbt sich bei Unternehmen. Jedes einzelne Unternehmen hat genaue Anforderungen an die fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen der Absolventen. Welche das sind und wie zufrieden die Wirtschaft mit den neuen Hochschulabschlüssen Bachelor und Master ist, das ist Teil einer regelmäßigen Befragung des DIHK bei den Unternehmen.

Laut Umfrage haben sich die Erwartungen an die neuen Abschlüsse Bachelor und Master für die Mehrheit der Unternehmen erfüllt. Die Zufriedenheit ist seit der letzten Umfrage aus dem Jahr 2007 allerdings leicht gesunken. So gaben 15 Prozent der Unternehmen mangelnde praktische Erfahrungen der Bachelor-Absolventen als Grund an, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Dieser Anteil hat sich seit 2007 verdoppelt. Insbesondere die Streichung von Praxisphasen bei der Umstellung von Diplom- auf Bachelor- Studiengänge wirkt sich negativ auf die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen aus. Viele Hochschulen haben im Wesentlichen die Inhalte der alten Studiengänge übernommen, ohne sie auf die neuen Studienziele passgenau auszurichten.

Praxisferne ist auch der Hauptgrund für Trennungen innerhalb der Probezeit – unabhängig davon, ob es sich um einen der neuen Bachelor- oder um einen Diplom-Abschluss handelt. Viele Studierende, auch fachlich hervorragende, können das Gelernte nur unzureichend im Berufsalltag anwenden. Der DIHK appelliert vor diesem Hintergrund an die Hochschulen, die Anforderungen des Arbeitsmarktes ernst zu nehmen und die Studierenden auf ihre späteren Tätigkeiten in der Wirtschaft vorzubereiten. “Nicht jeder Student will später Professor werden”, so DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass eine bessere Verknüpfung des Studiums mit der betrieblichen Praxis notwendig ist. Dazu gehören Pflichtpraktika, Projektarbeit ab dem ersten Semester, Seminare mit Unternehmern und ein intensiverer Austausch zwischen Hochschule und Wirtschaft über die Lehrinhalte. Nur wenn schon während des Studiums Theorie und Praxis miteinander verbunden werden, kann das Bologna-Ziel einer verbesserten Beschäftigungsfähigkeit von Hochschulabsolventen erreicht werden. Einzelne Hochschulen zeigen, dass die Organisation eines wissenschaftlichen, aber praxisnahen Studiums auch innerhalb der neuen Struktur möglich ist.

Die Umfrage macht außerdem deutlich, dass die Unternehmen sehr viel Wert auf soziale und persönliche Kompetenzen legen. Vor allem Einsatzbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein von neuen Mitarbeitern spielen eine wichtige Rolle. Auch Kommunikations- und Teamfähigkeit werden sehr geschätzt. Im Vergleich zu den letzten Umfragen hat die Wertschätzung dieser Kompetenzen zugenommen, allerdings unabhängig von der Art des Abschlusses. Bei der Entwicklung von sozialen und persönlichen Kompetenzen macht es keinen Unterschied, ob der Absolvent einen Bachelor- oder einen Diplomtitel trägt.

Die Studie belegt, dass duale Studiengänge stark im Kommen sind. Sie erfreuen sich bei Unternehmen zunehmender Beliebtheit wegen ihrer Praxisnähe. 38 Prozent der Unternehmen rekrutieren laut Umfrage bereits einen Teil ihrer Fachkräfte über duale Studiengänge, vor allem in Kooperation mit Fachhochschulen und Berufsakademien. 23 Prozent der Unternehmen wollen künftig Mitarbeiter über duale Studiengänge qualifizieren. „Gerade in strukturschwachen Regionen sind duale Studiengänge eine gute Möglichkeit, um Fachkräfte in der Region zu halten“, sagt DIHK-Präsident Driftmann.
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Der Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch den Autor, Herrn Kevin Heidenreich
Leiter des Referats Bildungspolitik, Hochschule
Bereich Berufliche Bildung und Bildungspolitik
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Erschienen ist der Artikel im „Position – Das IHK-Magazin für Berufsbildung Heft 2, 2011“