Stift oder Tastatur – womit lernt man besser?

Ein häufiges Bild heutzutage – Menschen, die zum Lernen zusammen gekommen sind, verwenden das Laptop oder das Tablett und tippen den Lernstoff in die Tastaturen. Manchmal entsteht dadurch sogar bei Vorlesungen oder in Klassen so ein allgegenwärtiges Geräusch – das Tastaturgeklappere.

Andere wiederum – nicht selten als konservativ oder altmodische begutachtet – verwenden die klassische Methode mit Stift und Papier.

Was ist nun besser für einen nachhaltigen Lernerfolg. Mit welchem dieser Werkzeuge wird der Behaltenseffekt begünstigt?

US-Forscher im Fachblatt Psychological Science berichten nun, dass diejenigen, die mit Stift und Papier arbeiten, mehr Erfolg bei ihren Lernleistungen haben.

Das gelte vor allem für komplexe Zusammenhänge und gedankliche Transferleistungen, weniger nur für Sachwissen. Offenbar fördert handschriftliches Notieren einen bewussten Umgang mit dem Lernstoff und damit das kognitive Verarbeiten im Hirn. Frühere Studien hatten vor allem untersucht, ob und inwieweit elektronische Hilfsmittel vom Lernstoff ablenken.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Laptops im Unterricht – selbst wenn sie wie vorgesehen und nicht zum Einkaufen bei Amazon genutzt werden – trotzdem die akademische Leistung beeinträchtigen können“, erklärt Hauptautorin der Studie Pam Mueller, Psychologin an der Princeton University. Gemeinsam mit Daniel Oppenheimer, heute an der University of California Los Angeles (UCLA), hatte Mueller in Experimenten den Lerneffekt beim Mitschreiben per Hand und per Tastatur verglichen.

Ging es um Faktenwissen, so punkteten die Testteilnehmer mit Laptop sogar ähnlich wie jene mit Stift und Papier – doch bei den konzeptionellen oder Transfer-Fragen, die also ein inhaltliches Verstehen abtesten, schnitten die Laptop-Probanden deutlich schlechter ab. Obendrein zeigte eine Kontrolle: Ausführlichere Niederschrift bedeutet nicht zugleich mehr Verstehen. Denn die digitalen Notizen umfassten im Schnitt wesentlich mehr Wörter als die handschriftlichen. Deutlich häufiger waren auch die Formulierungen des Vortrags per Tastatur wortwörtlich wiedergegeben.

„Möglicherweise beschäftigen sich Menschen beim handschriftlichen Notieren mehr mit dem Verarbeiten als beim Tippen in den Laptop, sodass sie nur die wichtigeren Informationen für ihre Notizen auswählen“, schreiben die Forscher. Wer schnell tippen könne, neige einfach dazu, das Gehörte Wort für Wort nieder zuschreiben – ohne groß darüber nachzudenken. Wer jedoch mit dem Schreiben nur langsam hinterherkomme, müsse effizient das Wichtigste herausfiltern und in eigenen Worten zusammenfassen.

Frühere Studien hatten bereits den Unterschied zwischen dem Schreiben und Tippen untersucht und unter anderem mithilfe von Hirnscans festgestellt, dass das Schreiben per Hand das Gehirn offenbar anders beschäftigt als das Tippen. Andere Untersuchungen zum Nutzen von Laptops in der Vorlesung hatten die Geräte meist für weniger hilfreich befunden – vor allem aber wegen des Multitasking-Effekts und den Ablenkungseffekt durch Spiele das Web vom Lerninhalt.

Matthias C. J. Dannhorn