Was ist uns noch heilig?

Es ist Advent – viele bereiten das kommende Weihnachtsfest vor. Es werden Bestellungen beim Metzger gemacht, Plätzchen werden gebacken, Geschenke werde organisiert.
Und das in einer aufgeklärten, säkularisierten, globalisierten und hemmungslos öffentlichen Welt! Was ist uns da noch heilig?

Wenig könnte man sage. Denn wenn wir uns die Realitäten an den Weihnachtsfeiertagen so anschauen, müssen wir feststellen, dass die hemmungslose Spaßgesellschaft auch an diesen Tage nicht zur Ruhe kommt.

Viele habe es auch schwer an diesen Festtagen. Da feiert jemand sein erstes Weihnachten ohne den geliebten Partner alleine, die Kinder sind aufgedreht und die Eltern fragen sich, was das alles soll?!, da gibt es Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und so mancher Jugendlicher taktet sein Weihnachtsfest nach den Öffnungszeiten der X-Mas-Partys.

Was ist uns also noch Heilig in dieser tabu losen Welt, wo vielerorts in den Medien das Innerste nach Außen gekehrt wird und wo wir uns über den Nachteil des Nächsten freuen.

Heilig stammt ethymologisch von „Heil“ ab, meint also etwas Besonderes, Vollkommenes. Etwas abgeschwächt findet sich das Wort auch als Adjektiv „heil = ganz“ wieder. Vor allem in der religiösen Deutung kommt das Wort vor. Wenn wir dazu in die Bibel schauen, finden wir eine Stelle, wo Jesus selbst gefragt wurde, was Heilig sei. Er antwortete: „Du sollt deinen Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Das Allerheiligste ist im biblischen Sinnen also die Menschenwürde, -achtung.

In unserer modernen Gesellschaft ist das die Bedeutung des Wortes „Heilig“ inzwischen weiter gefasst. Es meint all dass, was und emotional anfasst, was wir bestaunen können und was wir ehren und schützen möchten.

So werde ich auch in diesen Tagen der Vorbereitung auf Weihnachten immer wieder gefragt, was mir denn „heilig“ an diesem Fest ist?

Ich antworte dann in der Zwischenzeit immer überzeugter, dass die gemeinsame Zeit in der Familie, die langjährigen Rituale und immer wieder gleichen Abläufe, der Rückzugsraum im zu Hause und das vertraute Gefühl der Geborgenheit die „Heiligkeit“ von Weihnachten für mich ausmacht.

Das Besondere, Stille und Erhabenen liegt in vielem. Sicherlich können wir wieder stärker lernen, die Augen dafür zu öffnen und uns ein zulassen auf die kleinen Momente, die die kommenden Festtage für uns bereit halten.

Jeder hat so seine eigenen Vorstellung vom Ablauf der Festtage und vom dem was ihn anrührt. Kleine Zeitfenster, in denen so etwas wie Ewigkeit und vollkommene, innere Zufriedenheit auf scheint, das sind diese ganz besonderen Momente.
Es gibt also doch noch einiges, was uns heilig sein könnte.

Matthias C. J. Dannhorn